Der Tisch ist reich gedeckt, wie wir hier auf dem Markt in Papeete sehen können. Und es gibt eine Menge Sachen, die wir in Europa nicht kennen. So haben wir bis heute nicht herausgefunden, was der nette Verkäufer da schält.
Die klassisch wichtigste Frucht kennen wir bestens: die Kokosnuss. Wenn ein Paar heiratet und als junge Familie ein Haus baut, dann wird in jede der vier Ecken des Grundstücks eine Kokosnuss gelegt. Wenn alles gut anwächst, bedeutet das bis zu 1200 Kokosnüsse pro Jahr!

Dabei schätzen Europäer diese Frucht völlig falsch ein: Sie ist lebensgefährlich, und fordert jedes Jahr viele Todesopfer. Die Gefahr lauert über dir; erst hört man ein Knacken, dann ein Rascheln, und dann ist plötzlich ein Krater mit einem halben Meter Durchmesser neben dir im Sand (Glück gehabt…).
Sobald es knackt, reflexartig die Arme über den Kopf reissen. Du willst erst noch nach oben schauen, was denn da geknackt hat? Vergiss es, die Physik ist unerbittlich:

Für mich ist die Mango die beste Frucht. Aber was heisst “die Mango”? Es gibt ein Dutzend Sorten davon, die zum Teil zu unterschiedlichen Zeiten im Jahr reif werden – und lecker sind sie auch noch.

Die “Landwirtschaftliche Kooperative” verkauft frisch gepressten Mangosaft. Die Frucht auf dem perfekt besten Punkt ihrer Reife, dann gibt es keine bessere Erfrischung als Mangosaft mit Eiswürfeln darin.

Als wir dort an unserem Saft gesessen sind, kam an den Tisch im Foto hinter Elvira eine alte Bekannte. Und zwar die für unsere Kabine zuständige junge Dame vom Housekeeping auf dem Schiff. Dort wirkte sie sehr freundlich, aber seeeeeeeehr schüchtern, in einer schlichten Uniform und mit ihren vielleicht 18 oder 20 Jahren auch in der Hierarchie auf dem Schiff eher an letzter Stelle.
Aber jetzt der Auftritt in der Mango- Bar: Ein supermega Kleid mit den farbigen Mustern ihrer Polynesischen Heimat (sehr chic!), umgeben von einem Rudel ungefähr gleichaltriger junger Männer. Denen hat sie mit wenigen Worten den Tarif durchgegeben – was diskussionslos befolgt wurde. Eindeutig, sie war die absolute Queen in diesem Moment!
Offenbar stammt sie von dieser Insel. Und offenbar ist es für die Leute auf den Inseln nicht so einfach, einen der begehrten Arbeitsplätze auf der Aranui zu ergattern.
Jedenfalls hat sie an diesem Tag ihre Rolle eindeutig genossen…
Die Früchte des Brotfruchtbaums sind ein Allerwelts- Gemüse und das wird zu praktisch jeder Mahlzeit gegessen.

Die durchschnittliche Insel der Marquesas hat ein paar Hundert Einwohner. Restaurants gibt es da keine, und an Hotels ist auch nicht zu denken. Wenn jetzt das Kreuzfahrtschiff anlandet, wie organisiert man dann die Verpflegung für einen ganztägigen Ausflug? Ganz einfach, es gibt einen Terminplan, wer auf der Insel dann freiwillig zu kochen hat. Bei unserem Besuch auf Ua Huka war gerade der Fussballverein dran. Erst ein grosser Schreck bei dieser Nachricht im Taxi, aber dann: so lecker haben wir selten gegessen. In der grossen Auswahl konnten wir zwar Fisch und Fleisch halbwegs identifizieren, aber die wortreiche Erklärung der Beilagen und Gewürze hat oft nur Staunen ausgelöst.
Geht man auf den Inseln umher, so findet man immer wieder völlig unbekannte Früchte.

Ach ja, die Getränke dürfen auch nicht vergessen werden: Das berühmte Hinano- Bier. Deren Logo, die sitzende Dame, ist ein totaler Marketing- Renner: Man findet es auf T-Shirts, Postkarten, Kühlschrankmagnete, Baseball- Mützen, Wasserski, Schnorchel und allem sonstigen Kram.

Und natürlich der unvermeidliche Rum. Bei der dortigen Hitze rate ich eher ab…

An der Kasse steht Tante Emma und verkauft -man glaubt es kaum- Toblerone:

Eine Toblerone kostet 210 Franc. Ja es gibt ihn noch – es lebe der Französische Franc. Gut, es gibt einen Fixkurs zum Euro; da hätte man ja gleich den Euro nehmen können. Egal, jetzt heisst er “CFP”, also “courant francaise polynésie”.
Aber richtig gestaunt haben wir, als wir den Preis in Schweizer Franken umgerechnet haben: das sind so ungefähr 1.82 CHF. Aktuell wird das Zeug für 2.20 CHF in der Migros verkauft – goht’s no?
Natürlich gibt es auch eine Menge Fisch, wie es die Auslage auf dem Markt zeigt.

Links im Bild sieht man die “Standardverpackung”: Ein Streifen vom Palmblatt, und dann ein Dutzend kleine Fische aufgefädelt. Das gibt es überall, so auch am Strassenrand zu kaufen. Die Fische werden mit einer Angel von einem Felsen aus gefangen.
Mehrfach haben wir auf unserer Reise gehört, dass die Menschen dort keine Arbeitslosenversicherung haben wollen. Wozu auch? Fische holt man sich im Meer, Früchte wachsen im Wald, die dringlichsten Fragen sind damit schon gelöst…
Ja, und dann gibt es ja noch die Landkrebse.

Die leben in kleinen Höhlen im Garten. Sie fressen einfach alles, was vom Baum fällt. Die Menschen füttern sie zum Beispiel mit Blättern, frisch von einem Busch abgerissen.
Oder auch mit Essensresten aus der Küche. Perfektes Recycling! Man wirft die Küchenabfälle einfach zum Fenster raus in den Garten. Nach kurzer Zeit ist der Garten wieder aufgeräumt und die Krebse werden immer dicker.
Was eine neue Perspektive eröffnet: wenn man keine Lust auf die immer gleichen Fische hat (…oder keine gefangen hat), dann muss man nur noch ein paar Krebse (die mit dem grössten Loch) ausgraben. Und natürlich schnell zupacken, sie sind blitzschnell, selbstverständlich an der richtigen Stelle zufassen, sie kneifen sonst. Aber sie sollen sehr lecker schmecken.
Ich wollte einen richtig glücklichen Krebs filmen. Also: Kamera einschalten, und eine Erdnuss in den Garten werfen. Dummerweise ist die Nuss direkt auf seinen Kopf geknallt. Egal, ich glaube, er hat sich trotzdem gefreut. Auch wenn so eine Erdnuss erhebliche Mühe beim Zerlegen erfordert. Dieser Krebs kam jedenfalls den ganzen Tag nicht mehr aus seinem Loch…