Fahrgewohnheiten auf dem Rhein

Auf unseren Rheinfahrten, die wir alle sehr genossen haben, sind Fahrgewohnheiten entstanden. Hier beschreiben wir diese Gewohnheiten nicht im Sinne von Anweisungen, sondern als Diskussionsbeitrag. Für allfällige Ergänzungen oder Kritik steht unten das Feld „Kommentar“ zur Verfügung.

Auf dem Rhein zu fahren ist nicht nur wunderschön sondern immer auch ein Stück Arbeit, die sinnvollerweise geregelt ablaufen soll.

Die wichtigsten Regeln für alle Rheinabschnitte:

  • Lies lange vor deiner Reise alle verfügbaren Unterlagen über den Rhein sorgföltig durch. Insbesondere sind folgende Unterlagen von grosser Bedeutung:
    • Rheinschiffahrtspolizeiverordnung: https://www.elwis.de/DE/Schifffahrtsrecht/Verzeichnis-Rechtsverordnungen-Gesetze-Richtlinien/RheinSchPV.html
    • Webseite: varendoejesamen.nl/de
    • Wolfgang Banzhaf, Der Rhein 1 und 2, Verlag Rheinschifffahrt
    • Die Flusskarte, die du gewählt hast. Empfehlung: Karten von Kartenwerft
  • Bereite dich für jede Etappe gründlich am Vorabend vor.
Jeden Abend wird der nächste Rheinabschnitt nochmals im Detail studiert. Bei schwierigen Passagen werden Fahrpfeile in die Karte geschrieben. Dazu kommen am Compi die Kontrolle der Pegel und die Beurteilung der Entwicklung des Wasserstandes. Die Kanäle aller Revierfunkstellen mit den entsprechenden Grenzen werden notiert. Wichtige Telefonnummern, zum Beispiel des nächsten Hafens und des Alternativhafens werden notiert.
  • Entscheide dich bewusst für einen klar erkennbaren Kurs und bleibe bei diesem!
Begegnung auf der Ijssel: Das Kartenbild unseres Kartenplotters zeigt Julia auf deutlichem Backbordkurs an der Aussenseite der Kurve. Ich wechselte an die Innenseite. Als Julia auftaucht, hat sie in die Flussmitte gewechselt und zeigt auch keine blaue Tafel. Ich verlangsame, halte mich klar ans Backbordufer und die Begegnung klappt gut.
  • In regelmässigen Zeitabständen nach hinten schauen. Diese Aufgabe einem Crew-Mitglied zuteilen.
Durch Düsseldorf fahren die Berufsschiffe am Backbordufer zu Berg. Wir sind das letzte Schiff einer langen Reihe. Am Ufer sind Kreuzfahrtschiffe angelegt. Bei der Routinekontrolle nach hinten ist plötzlich ein Kreuzfahrtschiff da und überholt uns nahe. Es hatte offensichtlich schon abgelegt und lies die Schiffskolonne an sich vorbeifahren. Ohne Routineblick nach hinten hätten wir das Schiff nicht entdeckt und wären durch das Überholmanöver sehr überrascht worden.

Fahrverhalten auf dem frei fliessenden Oberrhein

Die Buhnen im Oberrhein sind in der regel bei Mittelwasser vollständig überflutet und vom Boot aus nicht auszumachen (siehe Blog „Von Buhnen, Leitdämmen und Tonnen im Rhein“). Daher:

  • Genaues Kartenlesen ist zwingend erforderlich. Aufgabe einem Crew-Mitglied zuteilen, das Buhnenfelder zuverlässig meldet und darauf achtet, dass wir genügend Abstand haben.
  • Am Oberrhein sind grundsätzlich die Hindernisse bzw. die Hindernisfelder mit rot-weissen/grün-weissen Spierentonnen bezeichnet. Dabei ein Buhnenfeld mit vielen nur am Anfang und am Ende des Feldes markiert. Markiert ist damit in der Regel das Fahrwasser und nicht die Fahrrinne
  • Nie von Tonne zu Tonne fahren, sondern den Bogen der Fahrrinne mitdenken. Dies ist besonders wichtig bei Fahrt zu Berg, bei der auf Grund der langsamen Fahrgeschwindigkeit über Grund die Orientierung im Fluss leichter verloren geht.
  • Nicht eng an Tonnen vorbeifahren, bei drohendemHochwasser können tonnen von der WSV hinter das Buhnenende versetzt worden sein.
  • Zu Tal: Nicht das ganze Fahrwasser nützen, sondern die Fahrrinne suchen.
  • Von km 428 (Neckarmndung) bis 540 (Lorch) gilt die geregelte Begegnung (RheinSchPV lesen!)

Fahrverhalten auf dem oberen Mittelrhein

  • Auf dem oberen Mitteilrhein zu Tal und zu Berg früh am Morgen starten. So verhindert man über weite Teile des schwierigen Abschnitts die Begegnung mit vielen Fahrgastschiffen.
  • Die Fahrrinne ist in der Regel mit roten und grünen Tonnen bezeichnet. Wir fahren in der Regel in der Fahrrinne.
  • Von km 540 (Lorch) bis km 556 (Fähre St. Goar) gilt das strickte Anhalten des Steuerbordufers. Das heisst wir fahren so Nahe wie möglich am Steuerbordufer. Diese Regel gilt ausdrücklich auch für Sportboote.

Fahrverhalten im unteren Mittelrhein

  • Zu Berg: Wir fahren wir grundsätzlich in der Fahrrinne (bezeichnet mir roten und grünen Tonnen). Dabei fahren wir immer ganz Steuerbord oder ganz Backbord an der Fahrrinnengrenze (siehe Blog „Begegnungen auf dem Rhein“).
  • Zu Tal: Wir fahren in der Regel im mittleren Teil der Fahrrinne etwas links oder rechts, so dass wir zeitig nach beiden Seiten ausweichen können (Bergfahrer mit oder ohne blaue Tafel).

Fahrverhalten auf dem Niederrhein

  • Zu Berg: Wir fahren konsequent am Rand des Fahrwassers in genügendem Abstand der meist gut sichtbaren und markierten Buhnen entlang der 3m Linie. Ein Auge gilt stets dem Echolot.
  • Zu Tal: Wir fahren am Steuerbordfand der Fahrrinne
  • Von Duisburg bis zur holländischen Grenze gilt die geregelte Begegnung (RheinSchPV lesen!).

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