Wenn einer eine Reise tut…

Oder wenn zwei eine Reise tun…

Der Vorstand der Sektion Zentralschweiz, Thomas Schlage und Beat Jezler, setzte die Idee um, eine Bootsfahrt von Strassburg nach Heidelberg und zurück mit der «Mon Choix» zu unternehmen.

Soweit so gut, mit ausreichend Vorräten ausgestattet, ging die Fahrt los. Wettermässig standen wir vor unsicheren Zeiten. Schon beim Auftanken in Strassburg zeigte sich, wer Bootsfahren will, muss wetterfest sein. Der Diesel lieferte sich mit dem Regen ein Wettrennen am Tankstutzen, Resultat bleibt geheim.

Also los… Eine Stunde vor passieren der Schleuse Strassburg-Nord musste man sich dort anmelden. Gesagt, getan, die Passage funktionierte perfekt.

So, nun folgte die Einfahrt in den Rhein, Wasser war wieder genügend vorhanden, so dass wir gelassen Richtung Schleuse Gambsheim tuckern konnten. Nach Funkanmeldung konnten wir sofort einfahren und uns zu Tal schleusen lassen.

In der Schleuse Gambsheim. Schwimmpoller sind schon eine tolle Erfindung.

Wir kamen zur Überzeugung, dass wir die Iffezheimer Schleuse erst am nächsten Tag fahren wollten und entschieden uns, in Greffern beim dortigen Jachtclub  zu übernachten. Greffern ist ein kleiner, hübscher Hafen mit Restaurant. Auf der Terrasse liessen wir uns bewirten und beschlossen, auf dem Rückweg wieder hier Halt zu machen.

Mittlerweile war der Gedanke aufgekommen, wir könnten einen kleinen Film drehen über alternative Bootsantriebe, was wir als Brainstorming in die Papierform umsetzten.

Die Vorbereitungen für diesen Film beschäftigten uns noch einige Tage sehr intensiv. 

Wir fuhren weiter via Schleuse Iffezheim den Rhein hinunter. Irgendwann bemerkte Thomas, dass unsere Verbraucherbatterien den Geist aufgaben. Wir erreichten mit eingeschränkten Navigationshilfen den Jachthafen Speyer. Am Samstagmorgen fragten wir beim sehr hilfsbereiten Hafenmeister, Herrn Kalinke, wie und wo wir zu neuen Batterien kommen könnten. Er meinte, dass es, ca. 3 km vom Hafen entfernt, eine Lastwagengarage gäbe, die am Samstag geöffnet habe.

Also marschierten wir in Richtung Garage los und wurden dort fündig. Man erklärte uns, dass die Batterien an Lager seien, eine jedoch 50 Kilo wiege. Toll! Aber wie transportieren wir diese zum Schiff?

Die zwei alten Batterien, jeweils 50kg schwer. 

Auch da war die Lösung schnell gefunden. Der Garagist bestellte ein Taxi für uns und unsere Ladung.

Er meinte, die neuen Batterien zu transportieren sei kein Problem, jedoch die alten zurück zu bringen, sei Gefahrengut und dürfe mit dem Taxi eigentlich nicht gemacht werden.

Nach kurzer Diskussion mit dem Taxichauffeur zeigte sich dieser bereit, den Transport dennoch zu übernehmen. Er meinte, er habe noch nie so ein Schiff wie die „Mon Choix“ von innen gesehen. So haben wir ihn zu einer kurzen Besichtigung eingeladen. Dabei erzählte er uns, dass er aus Syrien stamme und mit einem Schlauchboot über das Meer gekommen sei (60 Passagiere bei Abfahrt, später etwas weniger). Seitdem könne er keinen Fuss mehr auf ein Schiff setzen. Was uns eine gänzlich ungewohnte Perspektive auf „Schifffahren“ vermittelt hat.

Da in Speyer gerade der Bauernmarkt stattfand, beschlossen wir, noch zwei Tage dort zu verbringen und den Markt zu besuchen. Wir tätigten noch ein paar unnötige Anschaffungen und liessen uns in einem der zahlreichen Restaurants verköstigen.  

Bauernmarkt in Speyer. Es gibt eine grosse Auswahl an Essen; und natürlich Pfälzer Wein, in allen Stufen, vom Traubensaft zum gereiften Riesling.
Ein Bäcker namens Berzel bäckt Brezel. Geniales Marketing!

So haben wir unser ursprüngliches Ziel Heidelberg aufgegeben. Was uns am nächsten Tag genug Zeit für unser Filmprojekt verschaffte. 

Auf der Bergseite der Schleuse Iffezheim fährt man ganz entspannt, weil praktisch keine Strömung ist.
Nebelschwaden ziehen über das Wasser: Der Rhein ist noch warm, der Nordwind eisig.

Wieder zurück in Greffern erlebten wir morgens eine faszinierende Wetterstimmung. Der Rhein hatte noch 18 Grad, aber der Nordwind war sehr kalt. Das erzeugte Nebel, der in Schwaden über das Wasser zog. Später hat sich das Wetter von seiner schönsten Seite gezeigt, starke Bise und blauer Himmel. Trotz Fliessgeschwindigkeit von ca. 8 km/h bildeten sich starke Wellen bergwärts.

Füllstand am Backbord-Tank:
Bei 1 sind wir in Strassburg losgefahren,
bei 2 in Speyer umgekehrt,
und bei 3 wieder in Strassburg angekommen:
Das ist der Unterschied zwischen „talwärts“ und „bergwärts“.

Nachdem wir in Strassburg aufgetankt hatten, genossen wir noch, zusammen mit unserem Hafenmanager, ein von ihm offeriertes Hafenbier.

Übrigens:

Den auf dieser Reise produzierten Film findest Du hier: Wir tun was für das Klima, und der sollte vor dem 1. April angeschaut werden.

Und das kurze Video über den Frühnebel in Greffern findest Du hier: Wabernebel

Die Autoren Thomas (links) und Beat (rechts) in voller Aktion beim Filmdreh.

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