Schweizerischer Schleusenschiffer Klub – Club Suisse des Ecluseurs

Die Elbe zwischen Dömitz und Lauenburg

Die Elbe zwischen Dömitz und Lauenburg
bei Niedrigwasser – eine Herausforderung spezieller Art

10. Juli 2024

Von Berlin kommend über die Müritz-Elde-Wasserstrasse mit Abstecher nach Schwerin, der Hauptstadt Meckelburg-Vorpommerns, erreichen wir über das Elde-Dreieck in 6 Schleusenetappen talwärts die Stadt Dömitz an der Elbe.

Die Elbe entspringt im Riesengebirge (Tschechien), ist ca. 1’100 Km lang, entwässert einen grossen Teil Ost-Deutschlands und fliesst u.a. über Magdeburg nach Hamburg und mündet bei Cuxhaven in die Nordsee. Unterhalb von Lauenburg regelt die Schleuse Geesthacht (als einzige Schleuse auf der Elbe) den Ausgleich der Tide (Ebbe & Flut) von der Nordsee herkommend. Somit ist gewährleistet, dass auch die Berufsschifffahrt über den Elbe-Seitenkanal zum Mittelland-Kanal quer durch Deutschland passieren kann. Die Ober-Elbe, nördlich von Hamburg, führt im Sommer vielfach sehr wenig Wasser und ist deshalb nur bedingt schiffbar für Yachten bis Lauenburg, also vom Zufluss (Regenfälle etc.) abhängig.

Deshalb ist es äusserst wichtig, den örtlichen Pegel und die Fahrrinnentiefe im Teilabschnitt, in unserem Fall: (E9 Dömitz-Lauenburg) schon im Vorfeld täglich im Auge zu behalten, um den richtigen Zeitpunkt zu erwischen und an diesem Tag genügend Wasser unter dem Kiel zu haben. De Swel verfügt über einen Tiefgang von 120 cm.

ELWIS (das Tool der Wasserstrassen und Schifffahrtverwaltung des Bundes) liefert täglich kostenfrei die aktuellen Meldungen per App oder Mail. Schon seit Tagen vor unserer Anfahrt beobachte ich die aktuellen Wasserstände, welche mit einer Fahrrinnentiefe von mal 130 cm, 135 cm oder nur 115 cm betragen.

Nach vorgängigem Studium der in der Fachliteratur über die spezielle Fahrwasserbezeichnung der Ober-Elbe stimmt unser Timing am 10. Juli und wir starten um 09:30h bei Regen im Hafen von Dömitz bei einer minimalen Fahrrinnentiefe von 120 cm.

Grundregel: Es darf nicht nach Karte, Kompass oder GPS navigiert werden, sondern ausschliesslich nach Baken und Tonnen! Die Fahrrinne wird wegen der Sandbänke immer wieder neu ausgelotet und die Tonnen entsprechend versetzt.

Wegen dem Regen ist die Sicht anfangs schlecht und der Ausguck Hedi hat selbst mit Feldstecher Mühe, die Kreuz- und auf der anderen Seite des Ufers die Andreas-Backen zu erkennen. Wir müssen die Elbe x-mal überqueren. Der Regen lässt langsam nach und wir haben zusammen die Situation gut im Griff.

Dann passierts: 10:50h bei Km 520.5 / Trotz korrektem Fahren in Nähe einer roten Tonne stb spüre ich plötzlich ein leichtes Auflaufen unter dem Kiel und dann, wegen der Strömung, sitzt das Boot gleich auf einer Sandbank fest. Nur Dank guter Motorleistung gelingt es mir, rückwärts gegen die Strömung, mich aus der misslichen Situation zu befreien. Puh, Glück gehabt, aber wahrscheinlich waren wir etwas zu Nahe bei der roten Tonne.

Weiterfahrt – dann nach etwa 2 Minuten ertönt ein schriller Alarm – ein Blick auf die Kontrolllampen zeigt an, dass die Motortemperatur zu hoch ist. Sofort stelle ich den Motor ab und wir treiben auf dem Fluss. Um nicht wieder auf Grund zu laufen, lasse ich den Anker mit dem Freilauf auf Grund rasseln, bis das Schiff in der Strömung auf Position bleibt.  In Rechlin, vor 10 Tagen, habe ich festgestellt, dass der Freilauf der Ankerwinde blockiert ist. (wahrscheinlich wegen längerem Nichtgebrauchs) Mit einem Mitarbeiter der Kuhnle-Werft konnten wir die Kupplung wieder gangbar machen. Ja, der Anker ist ein wichtiger Bestandteil der Schiffsausrüstung!

Meine Vermutung bestätigt sich nach dem Heben der Motorabdeckung, der Frischwasserfilter zur Kühlung des Motors ist völlig verstopft mit Sand.

Nach Reinigung der Zufuhr vom Sand beim Borddurchlass und Filter funktioniert die Kühlung wieder normal und pendelt sich bei 80° ein. Das Warnsystem hat funktioniert! Mit der elektrischen Winde wird der Anker wieder hochgezogen und die Fahrt geht weiter. Vom Ufer stb mit gelbem Kreuz zum Ufer bb mit Andreas-Kreuz viele Male. Einmal noch, kurzes Aufsetzen trotz eingehaltenem Kurs, aber schnell wieder frei und die Fahrrinne gefunden. Weiter Elbe talwärts, müssen wir die Ufer nicht mehr so viel wechseln und kommen gut voran.

Um 15:15h erreichen wir unser Tagesziel, den Hafen Lauenburg, welcher uns schon von früheren Reisen bekannt ist. Müde, aber glücklich haben wir trotz Niederwasser unser Ziel erreicht. ELWIS prognostiziert für die nächsten Tage täglich 5 – 10 cm weniger Fahrrinnentiefe.

Nach ein paar Tagen Aufenthalt in Lauenburg werden wir die Reise auf dem Elbe-Lübeck-Kanal fortsetzen.

Felix & Hedi Stäheli / MY De Swel

Ein Beitrag von: 

Eine Antwort

  1. Chapeau!
    Eine tolle und mutige Leistung von euch.
    Wir haben letztes Jahr auch schon Bekanntschaft mit der unberechenbaren Elbe vom Schiffshebewerk Rothensee bis nach Magdeburg gemacht.
    Gaetano & Irène von der MY Taya

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